In Washington sorgte US-Präsident Donald Trump erneut für Kontroversen mit unbelegten Behauptungen über die Ursachen von Autismus bei Kindern. Während einer Kabinettssitzung warnte Trump werdende Mütter und Eltern davon ab, das Schmerzmittel Paracetamol während der Schwangerschaft und in der Säuglingszeit einzunehmen. Zudem behauptete Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr., dass frühzeitige Beschneidungen bei Kindern das Risiko für Autismus erhöhen könnten, wobei er Paracetamol als möglichen Auslöser nannte. Diese Thesen stießen in der Fachwelt auf scharfe Kritik, da aktuelle Studien keine verlässlichen Belege für einen solchen Zusammenhang liefern.
Unbelegte Autismus-Theorien: Trumps Kritik an Paracetamol in der Schwangerschaft
Bei der jüngsten Kabinettssitzung betonte Trump, dass schwangere Frauen und Neugeborene kein Paracetamol (in den USA als Tylenol bekannt) einnehmen sollten. Seine Warnung basiert auf der Vermutung, dass das Medikament das Risiko für Autismus erhöht. Bereits im September 2024 wurde eine ähnliche Aussage von ihm veröffentlicht, die allgemeine Empörung auslöste. Die medizinische Forschung widerspricht jedoch dieser Annahme entschieden.
Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zu Paracetamol und Autismus
Studien, darunter eine 2024 im Journal JAMA veröffentlichte Untersuchung aus Schweden, zeigen, dass die Einnahme von Paracetamol in empfohlenen Dosen während der Schwangerschaft nicht mit einem erhöhten Risiko für Autismus oder andere neurologische Störungen beim Kind verbunden ist. Expertinnen wie Professorin Helen Tager-Flusberg vom Autismus-Therapiezentrum der Universität Boston weisen darauf hin, dass frühere Studien, auf die sich Kritiker berufen, methodische Fehler aufweisen und keine belastbaren Kausalzusammenhänge nachweisen können.
| Studie | Ergebnis | Relevanz für Autismus |
|---|---|---|
| JAMA-Studie Schweden 2024 | Keine Verbindung zwischen Paracetamoleinnahme in der Schwangerschaft und Autismus | hoch |
| Dänische Studie 2015 | Verdacht auf Zusammenhang zwischen Beschneidung und Autismus | niedrig (methodische Probleme) |
| Untersuchungen Harvard 2023 | Kein klarer Beleg für neurologische Auswirkungen durch Paracetamol bei Schwangerschaftsdosen | mittel |
Behauptungen zu Beschneidung und Autismus: Kritische Stimmen aus der Wissenschaft
Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. brachte die These ein, dass Kinder, die kurz nach der Geburt beschnitten werden, ein doppelt so hohes Risiko hätten, an Autismus diagnostiziert zu werden. Er führte Paracetamol als mögliche Ursache für diesen vermeintlichen Zusammenhang an. Fachleute aus dem Verein Autismus und anderen Autismus-Foren kritisieren diese Behauptungen als spekulativ und unbegründet.
Fehlende wissenschaftliche Belege und mögliche Störvariablen
Die dänische Studie von 2015, auf die sich Kennedy beruft, basiert auf einer kleinen Stichprobe muslimischer Jungen, die in Krankenhäusern beschnitten wurden, anstatt wie üblich zuhause. Experten wie der Psychiater David Mandell von der University of Pennsylvania weisen darauf hin, dass die Krankenhausbesuche möglicherweise durch andere medizinische Probleme bedingt waren, die auch die neurologische Entwicklung beeinflussen können. Dadurch werden vermeintliche Verbindungen zwischen Beschneidungen und Autismus statistisch verzerrt.
Die Rolle von Organisationen und Institutionen im Diskurs um Autismus
In Deutschland engagieren sich Initiativen wie Autismus Deutschland e.V., Auticon sowie das Autismus-Therapiezentrum und der Bundesverband Autismus für sachliche Aufklärung und Unterstützung von Betroffenen. Parallel dazu leisten Organisationen wie Lebenshilfe, Aktion Mensch und die Autismus Stiftung einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Akzeptanz und fundierter Forschung.
| Organisation | Schwerpunkt | Beitrag zur Autismusforschung oder -hilfe |
|---|---|---|
| Autismus Deutschland e.V. | Beratung und Vernetzung | Unterstützung von Betroffenen und Angehörigen, Informationsangebote |
| Auticon | Arbeitsintegration | Förderung von Beschäftigungschancen für autistische Menschen |
| Aktion Mensch | Förderung Inklusion | Finanzierung inklusiver Projekte und Sensibilisierung |
| Lebenshilfe | Soziale Unterstützung | Hilfen für Familien und Betroffene |
Source: www.aerzteblatt.de

